Programm/Workshops

***english version below***

Und hier ist es unser vorläufiges Programm. Alle Vortäge/Workshops werden in detusch gehalten, wenn nicht ENGLISH daneben steht. Es gibt jeweil die Möglichkeit Flüsterübersetzungen zwischen Deutsch und englisch und andersrum zu machen.

MITTWOCH, 26.07.2017

12:30 – 14:30
Isolation im Knast ENGLISH

15:00 – 17:00
Formen der Selbstorganisation

Der Knast versucht den Alltag der Gefangenen bis ins Detail zu reglementieren und die Gefangenen von den anderen sozial zu isolieren. Gruppengefühle unter den Inhaftierten scheint den Knastbetreibern suspekt. Trotzdem organisieren sich Gefangene in Gruppen, die meist beschränkt auf den jeweiligen Knast sind. Die wenigsten dieser Gruppen haben einen politischen Anspruch. Die meisten bewegen sich auf der Ebene von Cliquen oder Gangs. Wir wollen uns im Worskhops mit den Organisationsversuchen beschäftigen, die emanzipatorische Ziele verfolgen oder verfolgten. Welche Organisationsversuche gab es bisher? Woran sind sie gescheitert? Was können wir von draußen tun, um Gefangenenselbstorganisation zu unterstützen?

17:30 – 19:30
„Don’t let (Anti)Repression get you down!“ – Workshop über Antirep & Emokram

Emotionen sind einer der Dreh- und Angelpunkte, an dem die Wirksamkeit von Repression ansetzt. Erschöpfung, Angst, Scham, Schuld, Zweifel, Langeweile, Ungeduld, Einsamkeit, Ohnmacht usw. begleiten Gerichtsverfahren, Polizeigewalt und Knast. Gleichwohl, ob wir als Angeklagte*r, Beobachter*in, Unterstützer*in, Freund*in oder Genoss*in betroffen sind.
Was machen Repression und Antirepressionsarbeit mit uns, unseren Gefühlen, unserer Psyche? Wie können wir unsere emotionale Handlungsfähigkeit gemeinsam bewahren? Wie können wir sie immer wieder neu erkämpfen?
Wir wollen Erfahrungen und Ideen miteinander besprechen und daraus Analysen und Handlungsoptionen basteln.

ab 21:00
Liedermacherinmusikabend

DONNERSTAG, 27.07.2017

10:00 – 12:00
Das Knastsystem der ehemaligen Ostblock-Staaten am Beispiel von Belarus ENGLISH

Das Knastsystem hat sich in verschiedenen Ländern verschieden entwickelt. Angefangen mit dem „liberalen“ Herangehen an Strafe in Nordeuropa ist die Vielfalt dessen, was hinter Gittern passiert und wie die Menschen überleben, unbegrenzt.

In diesem Vortrag wollen wir einen Fokus auf das Knastsystem legen, dass nach den autoritären kommunistischen Ideenen der UDSSR entwickelt wurde, wo es zu Zeiten sogar eine Kritik an den westlichen Praktiken des Einknastens gab.
Auch wenn wir uns mit dem System in einem Land beschäftigen wollen, sind Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Orten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion erkennbar.

Warum hört man manchmal von roten und schwarzen Gefängnissen und was ist der Unterschied? Wie ist die Gefängnishierarchie aufgebaut und was sind die Folgen des Eingesperrt-Seins? Wir werden versuchen, zu diesen und vielen weiteren Fragen gemeinsam Antworten zu finden.

12:30 – 14:30
Vortrag und Diskussion:
Organisation von Alternativen zu Knast und Strafe

Im ersten Teil wollen wir dir die Grundidee und -forderungen der Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) vorstellen und von den praktischen Hürden der solidarischen Organisation hinter Gittern
und auch außerhalb der Knastmauern berichten. Dabei wollen wir nicht nur von unseren Erfahrungen als Soli-Gruppe erzählen, sondern bringen auch Infos von den Kolleginnen und Kollegen von drinnen mit.

Im zweiten Teil möchten wir dir unsere Ideen dazu vorstellen, wie eine Gemeinschaft und auch die Gesellschaft abseits von Sanktionen und staatlichen Eingriffen funktionieren könnte. In diesem größeren Kontext schauen wir uns die Ursachen von sogenannter Kriminalität und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dazu an.

Im Anschluss möchten wir gern mit dir ins Gespräch kommen und darüber diskutieren, was jede Einzelne von uns tun kann, was es braucht, um solidarische Strukturen zu organisieren und zu pflegen und auch darüber, welche Potenziale und Hindernisse du siehst.

15:00 – 17:00
Gesellschaftliche Rezeption von Banküberfällen

15:00 – 17:00
Strafjustiz und Drogen

Mindestens die Hälfte aller Gefangenen weltweit sitzt wegen Drogendelikten ein. Spitzreiter sind hier sicherlich die USA – dort sitzen über eine Million Menschen wegen Cannabis ein. Dabei wirkt es manchmal ziemlich willkürlich, welche Drogen gerade kriminalisiert werden. Während in einigen US-Bundesstaaten Cannabis erlaubt ist, wird in Nachbarstaaten selbst bei kleinen Mengen rigoros eingesperrt. In einigen Staaten wird auch Alkoholkonsum gnadenlos bestraft. Gerade am Beispiel der Gefangenen, die wegen Drogen einsitzen, wird der Charakter von Justiz deutlich.

Oftmals wird uns erzählt, dass die Kriminalisierung und Inhaftierung alternativlos sei. Quasi ein Natur­gesetz. Blödsinn. Justiz ist nichts anderes als der Versuch der Regierenden (und der sie unterstützenden gesellschaftlichen Kräfte) IHRE Normen brachial durchzusetzen. Nur wenn entsprechender gesellschaft­licher Druck aufgebaut wird, ist eine Veränderung zum Besseren möglich.

17:30 – 19:30
Einführungsworkshop zu Justizsystem, Strafe und Knast
für Menschen die sich bisher nicht soviel damit beschäftigt haben

Das moderne Justizsystem ist nicht älter als ein paar hundert Jahre. Massive Knastkomplexe, benutzt zur Bestrafung und Unterjochung von ungehorsamen Teilen der Gesellschaft, sind Alltag in kapitalistischen Ländern. Die Privatisierung der Knäste ändert das Konzept der Bestrafung in ein profitables Geschäft mit Gefangenen, welche heutzutage nicht nur Kleidung für Polizei und Militär herstellen, sondern auch in alltäglichen Bereichen von Lebensmittelherstellung, Autoteileproduktion bis zur Arbeit im Callcenter deines Internet-Providerseingesetzt werden.

In diesem Workshop möchten wir uns mit den verschiedenen Begriffen, die Knäste mit sich bringen, kritisch auseinander setzen. Wie erfahren wir dieses staatliche System von Gerechtigkeit? Welche gesellschaftlichen
Ideen von Strafe existieren? Was sind andere Ansätze um mit sozialen Konflikten umzugehen? Gibt es überhaupt eine Alternative zu Knästen? Wir denken ja und wir hoffen die Türen der Knäste zu öffnen, indem wir über eine Zukunft mit leeren Zellen nachdenken.

FREITAG, 28.07.2017

ab 09:00
RALLYE in Görlitz
Treffpunkt vor dem Kiosk 8:30
Abfahrt 9:00
Antiknastdemo/Kundgebung 13:00 – 15:00 JVA Görlitz

16:00 – 18:00
Muster der Strafverschärfung

Immer wenn eine schlimme Tat mit dem entsprechenden Medienaufschrei geschieht, läuft mit schöner Regelmäßigkeit das selbe Ritual ab. Spätestens am nächsten Tag meldet sich die CSU mit einem Vorschlag zur Gesetzesverschärfung, bei dem es einem abwechselnd kalt über den Rücken läuft, um anschließend den Kopf zu schütteln. Die wenigsten dieser Vorschläge aus München werden voll umgesetzt. Aber darum geht’s auch gar nicht. Diese reaktionären Maximalforderungen erfüllen einen anderen Zweck. Alle anderen Parteien, die nun Gesetzesverschärfungen beschließen oder ihnen zustimmen, welche anscheinend nicht ganz so schlimm sind, können sich nun quasi ein liberales Mäntelchen umhängen. In den letzten Jahren waren diese Gesetzesverschärfungen meist rassistisch motiviert. Das letzte Beispiel waren die „osteuropäischen Einbrecherbanden“. Was passiert eigentlich, wenn beim nächsten Anschlag die Bildzeitung titelt: „Der Attentäter war total bekifft“? Auf die Reaktionen aus Bayern kann mensch schon gespannt sein.

Wir wollen in diesem Workshop darüber nachdenken, wie wir nicht nur diesen Kriminalisierungs­kampagnen was entgegensetzen können. Nein, vielmehr wollen wir uns einen Kopf drüber machen, wie wir kraftvolle eigene ENTkriminalisierungskampagnen entwickeln können

SAMSTAG, 29.07.2017

11:00 – 13:30
Antifenix Infotalk: Megaprison in UK ENGLISH

16:00 – 17:30
Gegen Knäste – für die Anarchie!

Wenn wir Knästen und Strafen kritisieren, richten wir uns gegen konkrete Missstände von Herrschaftsordnungen, die sich immer darauf gründen, einen Teil der Menschen wegzusperren, für krank oder gemeingefährlich zu erklären, dumm zu halten und gegen diese Hetzjagden zu veranstalten.

Nach den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg wird nun wieder einmal ausgiebig das Horror-Bild vermeintlich „linksautonomer Gewalttäter“ heraufbeschworen. Um die Interessen rechter bis faschistisch motivierter Sicherheitspolitiker zu bedienen, die sich im Wahlkampf profilieren wollen, grenzen sie Linke aus und verfolgen sie.

Diese Szenearien kamen in der Geschichte leider immer wieder vor. Dabei waren es insbesondere auch Anarchist_innen, die massiv unter politischer Verfolgung und Unterdrückung litten und eingeknastet oder ermordert wurden. Dies geschah vor allem deswegen, weil sie sich konsequent gegen jede Form von Herrschaft wandten und ihre gewaltsamen Grundlagen kritisierten.

Was aber ist Anarchie eigentlich und warum stellt sie sich als Gegenteil einer Gesellschaft dar, in der wir alle in ganz verschiedener Hinsicht eingesperrt sind und in einer falschen Freiheit leben? Über diese Themen können wir einiges hören und gemeinsam diskutieren.

18:00
Diskussion: Warum die JVA Görlitz? „Da sitzen doch eh nur Nazis.“

Immer wieder sind wir bei den Vorbereitungen für dieses Camp auf die oben angeführte Frage gestoßen. Ja, gute Frage und hoffentlich viele Menschen die eine Meinung dazu habe oder sich eine bilden wollen. Also wirklich Freiheit für alle Gefangenen ???
Wir laden zur gerne auch etwas hitzigen, aber bitte doch eher konstruktiven Diskussionsrunde.

SONNTAG, 30.07.2017

Wir werden gemeinsam das Camp abbauen und aufräumen.

***english***

schedule

This is our interim schedule for the programm. All workshops will be held in german if it is not singed with ENGLISH. There is a possibility for wisper-translation for from german into english.

WEDNESDAY, 26 JULY 2017

12:30 – 14:30
Isolation inside the prison ENGLISH

15:00 – 17:00
Ways of self-organising in prison

Prisons attempt to isolate prisoners from each other regiment their everyday routines down to the smallest detail. Camaraderie among the internees is suspicious to prison operators. Prisoners organise in groups nevertheless. Most of the time these groups are limited to the respective prison. Very few of these groups have a political aim or focus. Most can be described as cliques or gangs. We want to look at attempts at organising that followed or are following emancipatory aims. What type of organisation attempts are know of so far? Why did they fail? What can we do from outside of prisons to support self-organisation of captives?

17:30 – 19:30
„Don’t let (Anti)Repression get you down!“ – Workshop über Antirep & Emokram

Emotionen sind einer der Dreh- und Angelpunkte, an dem die Wirksamkeit von Repression ansetzt. Erschöpfung, Angst, Scham, Schuld, Zweifel, Langeweile, Ungeduld, Einsamkeit, Ohnmacht usw. begleiten Gerichtsverfahren, Polizeigewalt und Knast. Gleichwohl, ob wir als Angeklagte*r, Beobachter*in, Unterstützer*in, Freund*in oder Genoss*in betroffen sind.
Was machen Repression und Antirepressionsarbeit mit uns, unseren Gefühlen, unserer Psyche? Wie können wir unsere emotionale Handlungsfähigkeit gemeinsam bewahren? Wie können wir sie immer wieder neu erkämpfen?
Wir wollen Erfahrungen und Ideen miteinander besprechen und daraus Analysen und Handlungsoptionen basteln.

21:00
songwritermusicevening

THURSDAY, 27 JULY 2017

10:00 – 12:00
Prison system in ex-USSR countries on example of Belarus ENGLISH

The prison system in different countries has developed differently. Starting from „liberal“ approach to punishment in Northern European countries the variety of what is going on behind bars and how people survive there is unlimited.

During this talk we would like to focus a little bit more on the prison system that was formed after the authoritarian communist ideas in USSR, where at certain period of time there was even a criticism on the western practices of incarceration. And although we will look into system of one country you can see similarities between different places around the territory of former USSR.

Why sometimes you can hear that there are red and black prisons and what is their difference? How is the prison hierarchy built and what are the results of incarceration? Answers to this and many other questions we will try to find together.

12:30 – 14:30
Lecture and discussion:
Organizing alternatives to prison and punishment

In the first part, we want to present the basic idea and demands of the Gefangengewerkschaft / Bundesweite Organisation (GG/BO) prison union and report about the practical hurdles of a solidary organziation behind bars and also outside the prison walls.
We want to not only tell about our experiences as a solidarity group, but also present infos from the colleagues inside.

In the second part we want to present our idea how a community and also society beyond sanctions and interventions of the state could work.
In this bigger context we will look into the causes of so-called crime and the social conditions of it.

Afterwards we want to have a conversation with you and discuss what each of us can do, what it takes to organize and nourish solidarity structures and also what you consider potentials and hindrances.

15:00 – 17:00
perception of bank expropriation inside the society

15:00 – 17:00
Criminal justice and drugs

At least half of all prisoners worldwide are being detained because of narcotics offences. Top of the ranking is probably the US, where over a million people are being held because of Cannabis. At times it seems completely arbitrary which drugs are being criminalised. Whereas Cannabis is legalised in some states, neighbouring states follow a rigorous policy of imprisoning anyone found with the smallest amounts. Some states prosecute the consumption of alcohol with bare-knuckle force. The character of justice and the judiciary is made especially apparent when looking at narcotics offences.

We are frequently told that there are no alternative to criminalisation and detainment. As if it were a natural law. Bullshit. Justice is nothing but the attempt of governing individuals (and forces supporting them from within society) to assert THEIR norms with brute force. Only when there is pressure from within society to change this system is change towards something better possible.

17:30 – 19:30
Introductionary workshop into the justice system, punishment and prison

The modern justice system is only a few hundred years old. A massive prison complex used for punishment and subjugation of disobediant parts of society is commonplace in capitalist countries. The privatization of prisons changes the concept of punishment into a
profitable business with prisoners, who today not only produce clothing for the police and the military, but are put to use in mundane areas from food and car partsproduction to your Internet provider’s callcenter.

In this workshop we want to take a critical look at the different terms that come with prisons. How do we experience the state-controlled justice system?
Which ideas of punishment exist in society?
What are alternative approaches for dealing with social conflicts? Is there actually an alternative to prison?
We think there is and we hope to open the prison gates by thinking about a future with empty cells.


FRIDAY, 28 JULY 2017


RALLYE in Görlitz

Mettingpointat at „Caravan“shop: 8:30
Start: 9:00
Anti-prison picket 13:00 – 15:00 JVA Görlitz

16:00 – 18:00
Patterns in penalty aggravation

Whenever a terrible deed has been done, and there has been an outcry about it in the media, the same ritual is carried out with ‚orderly‘ regularity. At most 24hours afterwards the CSU (Christian Socialist Union, a German Party), pipes up with a proposal for tightening the law. Reading it gives you the chills and makes you shake your head. Very few of these proposals from Munich are put into force directly and in the way they were originally written. But that is not the point. These reactionary maximum demands have a different end. All other parties proposing and deciding on tightening laws (or not) that don’t appear to be as severe can now throw on their liberal coats, so to say. Most of these proposals on tightening laws in the past years had racist motivations. The most recent example is the “East-European burglar gangs”. What is going to happen when the newspaper Bild headlines “The assassin was completely stoned”? We are curious to hear and read about the reactions in Bavaria.

In this workshop we don’t only want to think about how we can put up resistance against these criminalisation campaigns. No, more importantly we want to get thinking about how we can develop strong Decriminalisation campaigns.

SATURDAY, 29 JULY 2017

11:00 – 13:30
Antifenix Infotalk: Megaprisions in UK ENGLISH

16:00 – 17:30
Against prisons – for anarchy!

When we criticize prison and punisment, we turn against specific abuses of systems of power, which are always based on imprisoning people, labelling them sick or dangerous, keeping them stupid and hunting them down.

After the protests against G20 in Hamburg, again the horror scenario of the autonomous violent criminal is painted.
To serve the interests of right-wing to fascist security policymakers who want to distiguish themselves in times of election campains, they ostracize and prosecute lefty people.

These scenarios have happened again and again in history.
Especially anarchists have suffered massively from political persecution and repression and were jailed or murdered.
This happened first of all because they consistently opposed all forms of power and criticized their violent foundations.

But what is Anarchy and why does it present itself as the opposite of a society, in which we are all locked up in very different ways and live in false freedom?
We can hear about these issues and discuss together.

18:00
DISCUSSION: Why the Görlitz prison? „Only nazis are serving time there anyway.“

During the preperations for the camp, we have encountered this question again and again. A good question indeed, and there are hopefully a lot of people with an opinion about this or who want to form one. So, really freedom for all prisoners???
We are inviting to a gladly also heated, but hopefully more constructive discussion.


SUNDAY, 30 JULY 2017

we will rebuild the camp together